Neue Richtlinien für barrierefreie Websites
WCAG 2.2 tritt Anfang 2026 in Kraft

Betroffen sind alle Seiten die der Pflicht der Barrierefreiheit unterliegen (z. B. von öffentlichen Einrichtungen)

Inhaltsverzeichnis

BIK nach den neuen Richtlinien von WCAG 2.2

Unter dem Kürzel BIK versteht man „Barrierefrei Informieren und barrierefrei Kommunizieren.“ Einfach gesagt, geht es um den barrierefreien Zugang von Websites für Menschen mit Beeinträchtigung. Die neuesten Web Content Accessibility Guidelines (WCAG 2.2) geben vor, welche neuen Kriterien gelten und wann diese umzusetzen sind.

Generell müssen alle Webseiten von öffentlichen Trägern, wie Bund und Ländern, barrierefrei sein und den Anforderungen entsprechen. Dabei sind alle Richtlinien insgesamt 4 Prinzipien (Verständlichkeit, Wahrnehmbarkeit, Robustheit und Bedienbarkeit) zugeordnet. Lesen Sie hier mehr zum Thema „Barrierefreie Portale“.

Neue WCAG 2.2 Richtlinien verbessern die Barrierefreiheit von Webseiten.

Die neuen WCAG Kriterien und wie sie integriert werden

Die neuen WCAG 2.2 Richtlinien ergänzen und erweitern die WCAG 2.1 Richtlinien durch neue Kriterien, aber auch durch Definitionen und Erklärungen, die helfen sollen die Richtlinien insgesamt zu organisieren. Dieser ergänzende Ansatz stellt sicher, dass Websites, die den WCAG 2.2 Standard erreichen werden, automatisch bereits den WCAG 2.1 Kriterien entsprechen.

Zum ersten Mal wurde im Rahmen des WCAG 2.2 ein Erfolgskriterium so angepasst, dass es nicht rückwärts kompatibel ist. Es wurde ein Kriterium (4.1.1 Parsing) gestrichen, da es nicht mehr relevant ist.

Konformitätslevel A

Die Konformitätslevel A, AA und AAA richten sich nach dem Erfüllungsgrad der Barrierefreiheit.
Das einfachste Level A setzt nur minimale Anforderungen voraus, wie z. B. korrekte Bildbeschreibungen.
Eine Webseite, die das Level AAA erreicht, ist für nahezu alle Menschen mit Behinderung zugänglich und selten ohne technischen Aufwand erreichbar.

Das Level AA (barrierearm) sollte für jeden Webseitenbetreiber das Ziel sein. Ausreichend Kontraste, größere Texte, aber auch die Bedienbarkeit über die Tastatur gehören hier dazu.

Diese neuen Erfolgskriterien müssen im Konformitätslevel A erreicht werden.

3.2.3 Consistent Help

Bietet eine Webseite Hilf-Mechanismen an, und diese sind auf mehreren Unterseiten zu sehen, sollten diese immer an der gleichen Stelle und immer in der gleichen Reihenfolge zu finden sein. Zum Beispiel immer unten rechts oder in der linken Menüleiste, etc. Es sei denn, der User ändert diese Einstellung selbst.

Hilf-Mechanismen können zum Beispiel ein Chat-Fenster, eine Telefonnummer oder eine E-Mail-Adresse sein. Oder auch ein Link zur FAQ-Seite oder zu einem Kontaktformular.

3.3.7 Redundant Entry

Müssen Inhalte innerhalb eines Prozesses mehr als einmal eingegeben werden, so sollen diese entweder

  • automatisch ausgefüllt oder
  • zur Auswahl zur Verfügung gestellt werden.

Dieses Kriterium erleichtert Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen, oder Menschen, die auf Spracherkennung oder Schaltersteuerung angewiesen sind, die Dateneingabe zum Beispiel in Formularen.

Ausnahmen dürfen gelten, wenn

  • die erneute Eingabe essenziell ist
  • die Information erneut zum Abgleich eingegeben werden muss (Überprüfung von validen Daten)
  • vorab eingegebene Daten nicht mehr gültig sind.

Konformitätslevel AA

Diese vier neuen Kriterien müssen Webseiten mit dem Konformitätslevel AA umsetzen.

2.4.11 Focus Not Obscured (Minimum) (AA)

Wenn ein Inhalt einen Tastatur-Fokus erhält, sollte dieser nicht vollständig verdeckt, sondern zumindest teilweise sichtbar sein. So sieht der Nutzende, wo der Tastatur-Fokus sich gerade befindet und kann dem eigenen Navigationsverlauf besser folgen.

2.5.7 Dragging Movements (AA)

Bei diesem Kriterium geht es darum, Menschen, die keine „Drag & Drop“ Bewegung ausführen können, eine Alternative anzubieten. Dies kann eine Zeigeraktion (ohne Ziehbewegung) sein, bei der das Element einen neuen Zielort zugewiesen bekommt.

3.3.8 Accessible Authentication (Minimum) (AA):

Es dürfen keine kognitiven Funktionstests wie zum Beispiel das Erinnern an ein Passwort oder das Lösen einer mathematischen Aufgabe als Authentifizierungsschritt verwendet werden.

Ausnahmen: 

  • Es gibt einen alternativen Test, der nicht auf kognitive Fähigkeiten abzielt.
  • Es wird Hilfe für den Nutzenden angeboten.
  • Bei dem kognitiven Test wird das Erkennen von Objekten abgefragt.
  • Einer vom User bereitgestellter Content (z.B.) ein Bild muss erkannt werden.

2.5.8 Target Size (Minimum) (AA)

Ein Ziel (Target) sollte mind. 24×24 CSS Pixel groß sein, damit dieses auch von Menschen mit unsteter oder eingeschränkter Motorik leicht angeklickt werden kann.

Ausnahmen werden gewährt: 

  • wenn Abstände groß genug sind,
  • der Zielpunkt auf andere Art und Weise erreicht werden kann,
  • oder dieser sich innerhalb eines Fließtextes befindet.

Konformitätslevel AAA

Diese drei neuen WCAG Kriterien müssen Webseiten mit dem Konformitätslevel AAA umsetzen.

2.4.12 Focus Not Obscured (Enhanced) (AAA):

Wenn ein Nutzender einen Tastatur-Fokus hat, darf kein Teil des Fokusobjektes verdeckt sein.

2.4.13 Focus Appearance (AAA):

Wenn der Fokusindikator (z. B. eine Art Fadenkreuz) aktiviert ist, muss diese sehr gut sichtbar sein. D. h. die Striche des Fadenkreuzes müssen entsprechend dick sein und der Kontrast zum Hintergrund sehr hoch.

3.3.9 Accessible Authentication (Enhanced) (AAA):

Bei einer Webseite die den AAA-Kriterien entspricht, darf kein kognitiver Funktionstest angeboten werden (siehe oben), es sein denn

  • es wird eine weitere Authentifizierungsmethode angeboten, die nicht auf einen kognitiven Test basiert oder
  • es gibt einen Mechanismus um den Nutzenden während des Tests zu unterstützen.

Wer muss die neuen WCAG 2.2 Richtlinien umsetzen und bis wann?

WCAG ist ein internationaler Standard zur barrierefreien Gestaltung von Internetangeboten des World Wide Web Consortiums (W3C), der in der Europäischen Union für öffentliche Stellen seit dem 23. September 2019 für deren Webseiten verbindlich ist. Seit 2021 gelten die WCAG Richtlinien auch für die mobilen Anwendungen von öffentlichen Einrichtungen.

Ziel ist es, Onlineinformationen und Angebote auch Menschen mit

  • Sehbeeinträchtigung und Blindheit
  • Hörbeeinträchtigung und Gehörlosigkeit
  • Motorische Beeinträchtigungen
  • Kognitive Beeinträchtigungen und Lernbehinderungen
  • Photosensibilität oder mit
  • Mehrfachbeeinträchtigungen

zugänglich zu machen. Die verschiedenen Konformitätsstufen A, AA und AAA definieren, den erreichten Grad der Barrierefreiheit.

BIK WCAG 2.2 – Ab Anfang 2026 bindend

Die WCAG 2.2 Anforderungen werden nach eigenen Angaben des BITV ab November 2023 in die Test-Dienstleistungen der BITV-Tests aufgenommen. Allerdings werden sie erst mit der Veröffentlichung der neuen EU Norm bindend, welche Ende 2025 / Anfang 2026 erwartet wird.

„Erst damit (Veröffentlichung der neuen EN 301 549 im Amtsblatt der Europäischen Union) wird die Norm zur „harmonisierten Norm“ und damit für Webseitenanbieter, die über Bundes- oder Landesgesetze harmonisierten Normen verpflichtet sind, bindend.“

(Quelle: BITV WCAG 2.2)

Barrierefreies Portal umsetzen

Wir entwickeln Ihr Portal barrierearm (AA) oder barrierefrei (AAA). Ausschlaggebend ist der Erfüllungsgrad, den Sie uns vorgeben.

comundus ist seit Juni 2022 auf der offiziellen BITV Test Website gelistet. Mit der Finalisierung des technischen Website-Relaunches der Landesbank Nordrhein-Westfalen (NRW.BANK) und dessen offiziellem BITV Test erhielten wir die begehrte Platzierung. Damit ist auch öffentlich die Leistungsfähigkeit von comundus in BITV Themen belegt.

Alle gelisteten Agenturen & Dienstleister sind in einem BIK BITV-Test oder einem BIK WCAG-Test als BITV- bzw. WCAG-konform bewertet worden. Um ein transparentes Auswahlverfahren zu gewährleisten, sind die Prüfberichte von jedem Eintrag aus direkt verlinkt: Alle Einzelbewertungen können so nachvollzogen werden.

In mehreren Projekten haben wir Internetseiten für unsere Kunden nach den BITV-Kriterien realisiert. Als Open Source IT-Dienstleister empfehlen wir Ihnen hierbei als Lösung für Ihr Intranet die Software Liferay oder OpenCms. Zwei moderne Java-Systeme, die die Anforderungen an Kollaboration, CMS, DMS und mobile Business erfüllen.